In vielen Unternehmen wird Führung immer noch als einmalig erlernbare Fähigkeit betrachtet: Ein Seminar hier, ein Workshop dort – und schon gilt man als ausreichend qualifiziert. Doch diese Sichtweise greift zu kurz. Führung ist kein statischer Zustand, sondern ein lebendiger Entwicklungsprozess. Sie erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit, Übung und Reflexion. Wer glaubt, mit einer einmaligen Schulung dauerhaft wirksam führen zu können, unterschätzt die Komplexität moderner Arbeitswelten. Führung ist ein Handwerk, und jedes Handwerk benötigt regelmässige Pflege, Training und Weiterentwicklung.
Die sich wandelnden Rahmenbedingungen
Unsere Arbeitswelt verändert sich rasant. Digitalisierung, steigende Flexibilität, hybride Arbeitsmodelle und vor allem der Fachkräftemangel stellen neue Anforderungen an Führungskräfte. Mitarbeitende wollen heute mehr Sinn erleben, stärker eingebunden sein und individuell gefördert werden. Gleichzeitig müssen Unternehmen effizient, agil und innovationsfähig bleiben. Zwischen diesen Polen bewegt sich moderne Führung – und dieser Spagat gelingt nur mit klarer Haltung und guten methodischen Fähigkeiten.
Frühere Führungsmodelle, die stark auf Kontrolle, Anweisung und Hierarchiedenken setzten, geraten zunehmend an ihre Grenzen. Heute braucht es Beziehungsarbeit, Empathie, Klarheit, Flexibilität und Kommunikationsstärke. Führung bedeutet, Orientierung zu geben, Vertrauen aufzubauen und Entwicklung zu ermöglichen. Diese Fähigkeiten entstehen nicht von selbst, sondern wollen gezielt trainiert werden.
Führung beginnt bei uns selbst
Wir sind überzeugt: Gute Führung beginnt immer bei der eigenen Haltung. Wer Verantwortung für andere Menschen übernimmt, muss sich selbst gut kennen. Welche Werte leiten uns? Wie kommunizieren wir in stressigen Situationen? Wie gehen wir mit Konflikten um? Welche Wirkung haben unsere Worte und unsere Körpersprache auf andere?
Ohne regelmässige Selbstreflexion bleibt vieles davon unbewusst. Alte Muster setzen sich fort, manchmal mit negativen Folgen für Teamklima und Leistung. Training schafft den Raum, innezuhalten, Verhaltensweisen zu überprüfen und neue Perspektiven einzunehmen. Es ermöglicht eine bewusste Auseinandersetzung mit der Frage: Wie möchte ich führen – und bin ich mit meinem aktuellen Stil wirklich wirksam?
Diese Klärung ist entscheidend, denn Führung ist mehr als das Umsetzen von Aufgaben. Führung heisst, Beziehungen zu gestalten und ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen wachsen können. Gerade im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeitende ist dies ein zentraler Erfolgsfaktor. Teams bleiben dort, wo sie sich gesehen, gefördert und wertgeschätzt fühlen.
Wer Menschen führen will, muss bereit sein, sich selbst weiterzuentwickeln.
Peter Beglinger Training AG
Werkzeuge für erfolgreiche Führung
Neben Haltung braucht es methodische Kompetenz. Führungskräfte müssen über Werkzeuge verfügen, um ihren Alltag professionell gestalten zu können. Dazu gehören:
- klare und wertschätzende Kommunikation
- konstruktives Feedback geben und annehmen
- Zielvereinbarungen treffen und nachhalten
- Aufgaben sinnvoll delegieren
- Verantwortung übertragen und Vertrauen ermöglichen
- Konflikte erkennen und lösen
- Mitarbeitende fördern und entwickeln
Doch Werkzeuge allein wirken nicht – sie müssen situationsgerecht angewendet werden. In der Praxis zeigt sich immer wieder: Was wir einmal theoretisch lernen, verankert sich nur dann dauerhaft, wenn es wiederholt geübt, reflektiert und angepasst wird.
Training bedeutet deshalb nicht, theoretisches Wissen anzuhäufen, sondern Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Führungskräfte sollen lernen, ihr Verhalten flexibel auf unterschiedliche Persönlichkeiten, Leistungsstände und Herausforderungen einzustellen. Ein neuer Mitarbeitender benötigt mehr Begleitung und Orientierung, während erfahrene Teammitglieder Autonomie schätzen. Diese Balance erfordert Feingefühl und Übung.
Lernen als kontinuierlicher Prozess
Wir betrachten Führung nicht als abgeschlossene Qualifikation, sondern als lebenslangen Lernprozess. Jede Veränderung im Unternehmen, jedes neue Teammitglied, jeder Konflikt und jedes Projekt bringt neue Situationen mit sich, die neue Antworten verlangen. Wer nicht regelmässig trainiert, bleibt oft in vertrauten Mustern stecken – auch wenn diese längst nicht mehr optimal sind.
Regelmässige Trainings bieten die Möglichkeit, aktuelle Herausforderungen aufzugreifen und gezielt daran zu arbeiten. Sie schaffen den Raum für Austausch unter Führungskräften, ermöglichen Perspektivwechsel und fördern gegenseitiges Lernen. Besonders wirkungsvoll sind Formate, die Praxisreflexion mit Übungssequenzen verbinden und individuelle Entwicklungsziele unterstützen.
Führung braucht eine tragfähige Kultur
Einzelne Trainings reichen nicht aus, wenn ihnen keine tragfähige Unternehmenskultur zugrunde liegt. Führung muss als zentrale Aufgabe anerkannt und aktiv gefördert werden. Dazu gehört, Zeit und Ressourcen für Qualifizierung bereitzustellen und Führung nicht „nebenbei“ laufen zu lassen.
Wichtig ist auch, klare Leitlinien zu formulieren: Wie wollen wir miteinander umgehen? Welche Werte prägen unsere Zusammenarbeit? Welche Erwartungen stellen wir an Führung? Werden diese Fragen offen diskutiert und gemeinsam beantwortet, entsteht Orientierung für alle Beteiligten.
Eine lernorientierte Führungskultur zeichnet sich zudem durch Feedbackbereitschaft aus. Führungskräfte sollten regelmässig Rückmeldungen erhalten – nicht nur von Vorgesetzten, sondern auch aus ihren Teams. Feedback hilft, blinde Flecken zu erkennen und Entwicklungspotenziale gezielt zu nutzen.
Fazit: Führung will gepflegt werden
Führung ist kein Titel auf der Visitenkarte und kein einmal erlangtes Zertifikat. Sie ist ein lebendiger Prozess, der ständiger Weiterentwicklung bedarf. In einer Arbeitswelt voller Wandel, steigender Erwartungen und wachsender Unsicherheiten wird dies immer deutlicher.
Regelmässiges Training, bewusste Selbstreflexion und gelebter Austausch sind keine optionalen Extras, sondern zentrale Voraussetzungen für wirksame Führung. Unternehmen, die hier investieren, stärken nicht nur ihre Führungskräfte, sondern schaffen eine Kultur von Vertrauen, Engagement und langfristiger Bindung.
Wir wünschen viel Erfolg bei der Umsetzung zur erfolgreichen Führung!
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Quellen
- Peter Beglinger Training AG: Arbeitsunterlagen und Trainingsinhalte von Dr. Oliver Mattmann
- Artikel von Oliver Mattmann in der digitalen Fachbibliothek Springer Professional, Link
In diesem Blogartikel werden aus Gründen der besseren Lesbarkeit teilweise das generische Maskulinum und teilweise das generische Femininum verwendet. Dabei werden jeweils alle Geschlechteridentitäten ausdrücklich miteinbezogen.


